Mutter und Kind im Sonnenuntergang

Die Weisheit anderer Mütter

Es gibt eine allumfassende Weisheit über Kinder. Über die einzig wahre und richtige Fürsorge für diese wunderbaren kleinen Wesen.

Sie entspringt dem Uterus in einer mystischen Verbindung mit uralten Kräften, die sanft durch unser Sein reisen und sich ins Herz senken, während die Mächte der Wehen aus einem Mädchen eine Mutter formen.

Kein noch so umfangreiches Studium der Pädagogik, keine noch so lange Erzieherausbildung werden jemals den gleichen reichen Schatz hervorbringen wie die Mutterschaft.

Etliche weise Frauen, wahre Mütter sollte man sie nennen, leben es uns tagtäglich vor.

Sie unterweisen selbst Erzieher und Lehrer mit ihrem Wissen, auf das diese ihren Beruf endlich richtig ausfüllen können.

Andere Mütter wissen es immer besser

Leider habe ich wohl im richtigen Moment nicht auf Empfang geschaltet. Die Antworten auf alle Fragen, die die vielen Jahre mit den Kindern mit sich bringen würden, konnten sich in meinem Kopf nicht niederlassen. Darum bin ich heute dankbar, wenn mich diese erwählten Hüterinnen in ihre Geheimnisse einweihen.

Sie sind dabei so fürsorglich, dass ich sie nicht einmal um ihre Hilfe bitten muss. Sie erkennen dank ihrer kosmischen Verbindung, wenn es bei anderen an Intelligenz oder Weitsicht im Umgang mit Kindern fehlt.

Jederzeit, überall ist immer eine bereit, mir eine kleine Lebenshilfe mit auf den Weg zu geben. Ohne dafür mehr als meine Dankbarkeit zu fordern.

Nur ich, ich versage immer wieder.

Wie man mit guten Ratschlägen umgehen (besser nicht) umgehen sollte

„Ihr Kind hat seine Mütze ausgezogen“, ermahnt mich eine Fremde, die sich trotz ihrer offensichtlichen Eile auf dem Parkplatz des Supermarktes Zeit für mich nimmt. Ihr Rat galt sicherlich dem Windhauch, der mir gerade den Einkaufszettel aus der Hand geweht hatte, während mein Einkaufswagen samt Kind schlingernd auf den Lack eines SUV zusteuert. Der freundliche Hinweis erreicht mich in dem Moment, als gerade ausgerechnet die Eier beschließen, den Boden endlich mal näher kennenlernen zu wollen, das Handy klingelt und mir bewusst wird, dass ich das, was ich eigentlich kaufen musste, wieder einmal vergessen habe.

Natürlich ich bin dankbar für ihre Einwände.

Nur antworte ich unüberlegt mit: „Wer seine Mütze anziehen will, muss auch mal kurz frieren.“

„Bei Problemen mit der Feinmotorik muss man nur hartnäckig sein. Mein Sohn macht seine Vorschulaufgaben immer so lange, bis sie ordentlich sind“, möchte eine wahre Mutter mir ein gutes Vorbild sein. Es hatte ihr Mitleid erregt, mit wie wenig Sorgfalt meine Fünfjährige im Wartezimmer des Arztes ein Ausmalbild kolorierte. Ich hatte schon wiederholt versäumt, meine Tochter auf diese Unachtsamkeiten hinzuweisen, weil ich ein heulendes, fieberndes Baby im Arm hielt, dessen winzige Stimmbänder gerade dafür sorgten, dass alle Wartenden nach dem Kinder- direkt zum HNO-Arzt weiterziehen konnten, in der Hoffnung zumindest Reste des Gehörs zu retten.

Und ich bewundere dieses Maß an Mitgefühl.

Leider sagt mein Mund: „Meine Kinder dürfen malen, wie sie wollen.“

„Mein Kind ist auf so vielen Bereichen begabt. Wenn man nicht frühzeitig mit jeder Form der Förderung anfängt, kann das Potential sich gar nicht entfalten. Was machen Ihre denn so?“, sorgt sich eine andere um die Zukunft meiner Kinder. Ich kenne sie nicht. Die Begegnung zweier Fremder, vereint nur dadurch, dass sie auf viel zu niedrigen Bänken in einem zugigen Schulflur auf den Termin zum Elternsprechtag warten – noch nicht einmal bei der gleichen Lehrerin. Doch als wahrhafte, gütige Mutter stellt sie mir nicht nur ungefragt den abwechslungsreichen Stundenplan ihres Wunderkindes vor. Mit der tiefen Überzeugung von der absoluten Richtigkeit ihres Tuns, die nur mit der Glaubenskraft der Spanische Inquisition zu vergleichen ist, erkundigt sie sich nach den Noten, den Hobbies und den bisherigen Intelligenz-, Wahrnehmungs- und Abstammungsuntersuchungen bei meinen Kindern.
Und ich bin sicher, dass sie dazu jedes Recht hat.

Aber ich kommentiere ihre Mühe mit : „Mir ist es eigentlich egal, wie begabt mein Kind ist. Ich möchte vor allem, dass es ein glücklicher Mensch ist.“

Wie gesagt, ich muss noch so viel lernen. Ich hoffe, meine Kinder tragen bis dahin keine schweren Schäden davon. Und ich bitte alle diese weisen Frauen dort draußen, mir weiterhin zu helfen.

Ob ich gerade statt zum Schulsingen zur Arbeit eile, beim Bäcker das falsche Brot kaufe oder gemütlich neben dem Spielplatz auf der Bank sitze, ohne die Sandkörner vor meinem Nachwuchs auf eventuelle scharfe Kanten abzusuchen:

Ich bin tief in meinem Mutterherz jederzeit für jeden guten Rat dankbar, für jedes schlechte Gewissen und jeden Zweifel an mir selbst.

Auch wenn mein Verstand manchmal meinen Mund zwingt, etwas anderes zu sagen

Hallo Apfelallergie
Ein Brief an meine Liebsten

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published / Required fields are marked *