Weltfrauentag – alles leider beim Alten
Mal wieder der 8. März. Mal wieder Weltfrauentag.
Durch die lange Blogpause ist es vier Jahre her, dass ich zu diesem Thema etwas geschrieben habe. Was einem als Frau früher so Verrücktes im Berufsleben geschehen konnte, könnt ihr hier nachlesen.
Zum Blogneustart wollte ich dazu natürlich wieder etwas Spritziges, Kurioses und am liebsten Positives schreiben. Denn vier Jahre sind ziemlich lang, wenn man es so sieht.
Aber wohl leider nicht lang genug, und Pandemie ist auch noch.
2017 sprach ich von „Bildern im Kopf“. Und guck mal, die sind nicht nur noch da. Sie greifen anscheinend gerade jetzt besonders. Da ist mir einfach nicht nach Humor zumute.
Die Erkenntnis überall: Homeoffice, Homeschooling und Home-Bleibing haben die traditionellen Rollen in Familien wieder verstärkt.
Dass sich Homeoffice und Kleinkinderbetreuung gegenseitig ausschließen, hat dabei zwar viele überrascht. Ist aber nicht so verwunderlich: Wenn es so einfach wäre, kleine Kinder ruhig und zufrieden zu beschäftigen, während man selbst Rechnungen abtippt, Kundenanfragen beantwortet und internationale Verhandlungen vorbereitet, gäbe es keine Kindergärten. Dann würden die Mütter und Väter ihren Nachwuchs generell mit auf die Arbeit nehmen, unauffällig im Büro am Kindertisch parken und ganz entspannt ihren Job machen.
Wer weiß, dass sich Kinder in einem Büro eben nicht nur leise abstellen lassen, kann kaum erwarten, dass das durch die Vorsilbe „Home“ auf einmal möglich wird.
Wer den „weiblichen“ Job in einer Beziehung hat, steht jetzt vermehrt am Herd.
Frauen machen Hausarbeit, weil Frauen Hausarbeit machen
Warum? Weil es einfach so… normal zu sein scheint.
Die Kinder kamen nach Hause – und da kümmerte sich halt die „Mama“ erst einmal. Weil sie das ja sonst auch tut.
Das ist keine Selbstverständlichkeit im Einzelnen. Die Entscheidung hat jede Familie für sich getroffen. Meist so, dass jeder das tut, was er sonst auch tut. Nur jetzt eben nicht nur einen halben, sondern einen ganzen Tag.
Weil jeder weiß, dass Frauen diese Arbeiten eben öfter übernehmen, ist es für sie meist einfacher. Sie bekommen dafür auf der Arbeit eher „Rückhalt“. Wie die Erlaubnis, eben weniger zu arbeiten (bei weniger Lohn und entsprechenden Konsequenzen für die Karriere). Manchmal erwartet man schon gar nicht mehr, dass sie eine volle Leistung bringen, weil sie ja Zeit für die Familie brauchen (daher ja der weniger Lohn und die entsprechenden Konsequenzen für die Karriere).
Dafür haben sie dann mehr Zeit für die Familie und übernehmen mehr Arbeiten in der Familie. Das macht man ihnen dafür gerne einfacher … (Katze, Schwanz, besser wird es nicht mehr, fürchte ich).
Die Gender-Care-Gap freut sich
Laut ZEIT von dieser Woche (4. März 2021) beträgt die Gender-Care-Gap bei Familien mit Kindern 83,3 Prozent. Falls jemandem das Wort nichts sagt, dann ist das bereits Teil 1 des Problems. Es beschreibt den Unterschied in der Versorgungsarbeit: alle die Gedanken, Organisationsschritte, Anschaffungen oder Planungen die nötig sind, damit eine Familie zusammenleben kann. Kurz alles, was um- oder versorgt. Zusätzlich natürlich zur sonstigen Berufsarbeit, bei deren Umfang sich die Frauen immer mehr den Männern nähern.
In dem ZEIT-Artikel von Tina Hildebrandt steht ein schöner Satz zum Verhältnis von Lohn- und Care-Arbeit bei Frauen: „Noch mehr arbeiten oder sich noch weniger um die Kinder kümmern geht nicht, wenn das Leben nicht explodieren soll und die Mütter nicht implodieren sollen.“
Vielleicht liegt da das eigentliche Problem: Unsere ganze Nummer hier als Gesellschaft funktioniert nur, weil wir für Care-Arbeit gar kein Zeitfenster vorsehen. Weil „das bisschen Haushalt“ (das immerhin Generationen von Frauen jeden Tag etliche Stunden beschäftigt hat) als unbezahlte Tätigkeit nur ein durchgeknalltes Hobby zu sein scheint. Etwas, dass man zugunsten einer anderen Arbeit einschränken oder eben ganz wegfallen lassen kann.
Kann man aber gar nicht. Nur weil weniger Zeit zum Kochen bleibt, wird nicht weniger gegessen. Nur weil für die Wäsche 50 Prozent weniger Stunden da sind, tragen wir nicht 50 Prozent weniger Kleidung. Nur weil Eltern eine festgelegte Anzahl Kinderkrankentage haben, verschwinden Infekte nicht über Nacht. Und der Staubsauger von Vollzeitbeschäftigten saugt nicht schneller als der einer Teilzeitkraft.
Und die Lösung?
Die Auflösung bleibe ich auch vier Frauentage später schuldig. Meine „Arbeitszeit“ für heute Vormittag ist um, ich muss los. Care-Arbeit. Wenn die Kinder im Homeschooling eine Frage haben, kann die Antwort ohnehin nicht warten, bis wir eine gesellschaftlich-systematische Umstrukturierung vorgenommen haben. Das Mittagessen auch nicht, und der Hund muss ebenfalls vorher mal raus.
Immerhin poste ich für euch das, was wir Frauen heute von allen Seiten bekommen: eine Blume. In Pink. Hilft gar nichts, macht nichts leichter, ist aber hübsch.
Was mehr ist, als viele an den meisten Tagen für die Care-Arbeit erhalten.